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Virtual Reality und Demenz


Projekt des Fachbereichs Senioren zum Einsatz in der stationären Pflege



Vorgehen

Virtuell-Reality-Brillen (VR) und passende Anwendungen sollen in der stationären Pflege im Rahmen von Biografiearbeit insbesondere Menschen mit körperlichen Einschränkungen und psychischen Erkrankungen wie z. B. Demenz ein digitales Fenster in die virtuelle Welt öffnen. Die Erprobung von VR bei Demenz ist in der Tätigkeit einer Kommune deutschlandweit einzigartig. Das Projekt unterstützt auch die Beziehungsgestaltung, wie im nationalen Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz" empfohlen. Denn der Einsatz von VR akzeptiert die Person so wie sie ist, mit ihren Interessen und ihrer Biografie und stellt nicht die Erkrankung in den Mittelpunkt. Konkret werden mit den Pflege- und Betreuungskräften der Einrichtung Bewohner*innen mit physischen Einschränkungen, auch mit Rollstuhl / Rollator sowie Menschen mit beginnender Demenz ausgewählt. Die Zustimmung durch die Angehörigen wird ebenfalls eingeholt. Die Mitarbeiter*innen der Einrichtungen können die Technik ebenfalls ausprobieren, um Erfahrungen zu sammeln und sich zu sensibilisieren. Es kann immer nur eine Person die VR - Brille nutzen.

Für die Teilnehmer*innen werden beispielsweise Anwendungen wie Google Earth ausgesucht, wenn diese Person gerne gereist ist. An diese bekannten Orte reist die Person virtuell. Dadurch werden Erinnerungen aktiviert und Raum für Gesprächsanlässe erzeugt. Menschen ohne Demenz können auch virtuelle Spiele ausprobieren wie das Zerschneiden von Obst. Das fördert neben Kommunikation vor allem die Bewegung. Denn das System kann auch von Menschen im Rollstuhl / Rollator benutzt werden.

Ziel

Zielsetzung der Anwendung in der stationären Pflege ist, die digitale Teilhabe der Bewohner*innen in Heimen zu unterstützen, Raum für Kommunikation und Beziehungsgestaltung zu schaffen, zur Erinnerung und Bewegung zu animieren sowie den individuellen Handlungsraum durch Befähigung zur Techniknutzung zu erweitern.

Forschungslage

Die derzeitige Forschungslage sieht in der Virtual Reality (VR)-Technologie das Potenzial, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erheblich zu verbessern, indem sie dazu beiträgt, Erinnerungen aus der Vergangenheit wachzurufen, Aggressionen zu reduzieren und die Interaktion mit Pflegekräften zu verbessern. Diese Erinnerungen sorgen nicht nur für eine positive geistige Stimulation, sondern helfen auch den Betreuer*innen, mehr über ihr Leben vor der Pflege zu erfahren und so ihre soziale Interaktion zu verbessern (vgl. Tabbaa et. al. 2019). Auch bei der Diagnoseerstellung von Demenz hilft VR bereits positiv (vgl. Howett et al. 2019). Eine Untersuchung von Garcia et al. (2015) belegt ebenfalls, dass VR - Anwendungen das kognitive Training bei älteren Menschen unterstützen kann. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde 2016 an der dänischen Aalborg University gezeigt, das Virtual-Reality-Technologien die Bewohner von Pflegeeinrichtungen zu mehr Bewegung motivieren können (vgl. Jon Ram Bruun-Pedersen et al. 2016).

Einen ersten vergleichbaren Versuch gab es bereits in Krefeld Anfang 2019. Demenz-Patienten konnten in Krefeld eine virtuelle Zeitreise in die 50er- und 60er-Jahre unternehmen. Auch Susanne Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bestätigt in einem Interview, dass der Einsatz dieser Technik im Rahmen von Biografie-Arbeit sinnvollsei, allerdings eher im frühen Stadium der Krankheit. Zwar gebe es auch die Gefahr, dass die Patienten durch den schnellen Wechsel zwischen Realität und Fiktion verwirrt würden. Mit Computerspielen - beispielsweise mit virtuellem Kegeln an der Spielekonsole – gab es bereits gute Erfahrungen (vgl. WDR 2019).

In anderen Disziplinen gibt es bereits konkrete positive Erfahrungen z. B. bei der Behandlung von Angststörungen und Autismus (vgl. Maskey et al. 2019)

Untersuchungen zum Einsatz von VR bei Älteren sind noch nicht sehr zahlreich, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Daher will das Projekt diesen digitalen Ansatz erproben.

Diese Projekt wurde von der BAGSO als digitaler Leuchtturm in der Kategorie "Bildung für ältere Menschen aus schwer erreichbaren Zielgruppen" ausgezeichnet. Eine Videobeschreibung des Projektes finden Sie hier
Das passende Themenheft mit dem Titel "Bildung und Digitalisierung für ältere Menschen - Vielfalt stärken" beschäftigt sich mit älteren Zielgruppen, die traditionelle Bildungsangebote eher selten wahrnehmen. Das Themenheft finden Sie hier Darüber hinaus ist das Vorhaben VR und Demenz Referenzprojekt der Digitalisierungsstrategie der Landeshauptstadt Hannover.

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